Pinel-T4-Ausstellung in der Katholischen Hochschule Berlin – vom 8. Mai 2014 bis 6. Juni 2014

Foto: Der Pinel Verbund / T4-Ausstellung in der Katholischen Hochschule

Die Ausstellung begann pünktlich am 8. Mai 2014, gegen 11 Uhr in der vollen Aula der Katholischen Hochschule für Sozialwesen mit einer kenntnisreichen Einführung des Präsidenten, Prof. Dr. Ralf Bruno Zimmermann. Er nahm persönlichen Bezug auf das Ausstellungsthema, indem er auf seine eigene Ausbildung in der Psychiatrie verwies und konstatierte die erst sehr spät einsetzende Aufarbeitung des Themas „Euthanasie“ zu Beginn der achtziger Jahre. Umso mehr freue er sich, dass nun auch die Studenten der KHSB sich mit diesem wichtigen Thema auseinander setzten könnten.

Foto: Der Pinel Verbund / T4-Ausstellung in der Katholischen Hochschule

Auch Bezirksbürgermeister Andreas Geisel sprach sehr persönlich von der nicht verblassenden Aktualität des Themas und seinem Besuch in Auschwitz. “Jenseits von Zahlen zählt das persönliche Schicksal des Einzelnen“, meinte er. Dies sei zumindest sein Zugang zur deutschen Geschichte gewesen. Er zitiert zum Abschluss seiner Rede die Dichterin Ilse Eichinger mit den eindringlichen Worten: „Wer die Toten vergisst, bringt sie noch einmal um.“

Der Historiker Robert Parzer, der für die Ausstellungstexte verantwortlich zeichnet, stellte mit einer Kurzeinführung den geschichtlichen Rahmen zum Ausstellungsthema her. Er machte die These stark, dass die Krankenmorde, vom NS-Staat zuerst in Polen ausgeführt, die „Blaupause“ zum Holocaust abgäben. Auch erinnerte er daran, dass die erste Gaskammer schon 1939 in Posen versuchsweise in Gebrauch kam und betonte den unmittelbaren personellen Zusammenhang von Tätern und Täterinnen, die im Rahmen von T4 und später in den Vernichtungslagern aktiv waren.

Foto: Der Pinel Verbund / T4-Ausstellung in der Katholischen Hochschule

Zuletzt gab Ausstellungsmacher und Initiator Michael Gollnow einen kurzen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Ausstellung selbst und sein Konzept der modellhaften Schaukästen. Im Vergleich zur Ausstellung, die im Februar in Breslau stattfand, sei für Berlin das Themenspektrum noch um den Aspekt „NS-‚Euthanasie‘ und das Ausland“ erweitert worden. Durch eingehende Recherchearbeit sei es gelungen, Flugblätter zu Tage zu fördern, die die Royal Air Force im Juni 1941 über Deutschland abgeworfen hatte. Die Zahl der Schaukästen habe sich nun auf insgesamt Zehn erhöht. Ganz herzlich bedankte sich Michael Gollnow für die großzügige Unterstützung des Ausstellungsprojektes durch die Pinel gGmbH.

Die anschließende Pause konnten die zahlreichen Besucher und Studenten für einen Gang durch die sehr plastische und prägnante Ausstellung nutzten.

Foto: Der Pinel Verbund / T4-Ausstellung in der Katholischen Hochschule

Danach wurde der Dokumentarfilm „Böse Spiele sind verboten“ gezeigt. Die polnische Regisseurin Urszula Sochacka führte selbst kurz in den Film ein und stellte auch die Verbindung zur Ausstellung her. Es gälte das Ideologem der „Perfektabilität“, der „Idealität“ zu thematisieren, dass wichtiger Bestandteil der Rassenideologie der Nationalsozialisten gewesen sei. Gleichzeitig sei es wichtig, gegen das Vergessen anzukämpfen und den Opfern und ihren Angehörigen die Möglichkeit zu trauern und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu ermöglichen. So wie sie das in Ihrem Film in Bezug auf Ihren Vater versucht hat, der im „Polen – Jugendverwahrlager(s) der Sicherheitspolizei in Litzmannstadt“ interniert war. Ihm war es Zeit seines Lebens nicht möglich, über diese Erfahrungen zu sprechen. Sie stellt die posthume, an ihren Vater gerichtete Frage: Warum? Wie sich im Verlauf des Films herausstellen sollte hatten alle ehemalig Internierten sehr große Probleme, über ihre Erfahrungen zu berichten.

Foto: Der Pinel Verbund / T4-Ausstellung in der Katholischen Hochschule

Nach der Reaktion des Publikums zu urteilen, hat Urszula Sochacka mit der an Claude Lanzmann geschulten Darstellungs- und Befragungstechnik in ihrem sehr persönlichen Film eine Intensität hergestellt, die sich erst nach einigen Minuten in Beifall auflöste. Michael Gollnow dankte Urszula Sochacka ganz herzlich für ihren Beitrag zur Ausstellung.